Digitalisierung bei den Strassengebühren in Österreich

Der Klebewahn hat endlich ein Ende gefunden. Die 1997 in Österreich eingeführte Klebevignette – auch Pickerl genannt – bekommt nun einen digitalen Zwilling. Es ist nun möglich, die Vignette auch online zu kaufen. Das erleichtert zumindest für Touristen auch den Zugang zu den Autobahnen. Und vor allem das lästige Entfernen nach den Ferien.

Das hört sich doch mal super einfach an, ich bin begeistert. Doch Achtung: der Hammer folgt noch -> lesen Sie weiter unten, warum es dann doch nicht so einfach ist! In dem Video wird zuerst einmal das Konzept und die Vorteile nochmals erläutert.

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Wie kommt man zu der digitalen Vignette?

Die Vignette ist in einer App integriert oder kann in einem Webshop gekauft werden. Angeboten wird diese von der ASFINAG, der Autobahnen- und Schnellstrassen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft in Österreich https://www.asfinag.at/maut-vignette/vignette/digitale-vignette/. 

Die App steht in verschiedenen Versionen für die unterschiedlichen Betriebssysteme zur Verfügung:

Die Anmeldung ist wie bei allen anderen Onlinedienstleistern auch von länderspezifischen Richtlinien abhängig.

  1. Öffnen Sie einen der jeweils oben angegebenen App-Shops je nach Gerätetyp oder den Webshop auf https://www.asfinag.at/maut-vignette/vignette/digitale-vignette/ 
  2. Wählen Sie den Fahrzeugtyp und wie lange die Vignette gelten soll aus
  3. Geben Sie das Kennzeichen ein, den Zulassungsstaat und Ihre Email-Adresse
  4. Zahlen Sie mit Kreditkarte, PayPal oder Sofortüberweisung

Wie kann man an 1 Tag die 5 Prinzipien der Einfachheit erlernen?

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Der Hammer der Regulierung: Es ist doch nicht so einfach!

Bis dahin hat es mich bei den Recherchen gefreut. Das ist wirklich eine gute Alternative zu der altmodischen Klebevariante. Doch es gibt einen grossen Haken. Der Onlinekauf ist nicht gleichwertig wie der Kauf einer Klebevignette. Die Klebevignette kann man kaufen und sofort an der Windschutzscheibe anbringen und sie ist gültig. Bei der digitalen Version ist das nicht der Fall. Denn es gibt die Konumentenschutz-Frist! Und die sagt folgendes:

Als Konsumentin oder Konsument können Sie die digitale Vignette bzw. die digitale Streckenmaut-Jahreskarte nicht gleich nach dem Kauf benützen – sie gelten frühestens nach 18 Tagen ab dem Kauf. Sind Sie Unternehmerin oder Unternehmer gilt diese Frist für Sie nicht. (Quelle: https://shop.asfinag.at/)

Auf deutsch: Sie kaufen eine digitale Vignette und müssen 18 Tage warten, bis man diese benutzen darf! Das ist dann wieder gar nicht einfach! Gerade das ist nicht die Idee der Digitalisierung. Digitale Leistung sollte man sofort nutzen können.

Und hier genau das Gegenteil davon. Bei Unternehmen sieht das anders aus:

Für Unternehmer gilt das Rücktrittsrecht bei Online-Käufen nicht. Das heisst: Sie können die digitale Vignette und die digitale Streckenmaut-Jahreskarte sofort nutzen. (https://shop.asfinag.at/)

Der Gudn für die Wartezeiten für Privatkunden in der EU ist die Europäische Gesetztgebung.

Gemäss der Europäischen Richtlinie für Konsumentenschutz können Kunden innerhalb von 14 Tagen vom Online-Kauf zurücktreten – dies ist auch bei der digitalen Vignette so. Weitere drei Tage werden für einen Rücktritt auf dem Postweg berücksichtigt. (Quelle: ADAC)

Die Politik redet von der Digitalisierung und die Vorgaben und Strukturen passen nicht mit dem Nutzen der Digitalisierung überein. Wenn das die zukünftigen “einfachen” Lösungen sein sollen, dann stimmt im Grundsatz der Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie etwas nicht!

Noch verrückter: beim ADAC in Deutschland gibt es ab März 2018 keine Wartefrist

Wie der ADAC auf seiner Webseite mitteilt, kann das digitale Pickerl in deren Geschäftsstellen ab Mitte März 2018 gekauft werden. Dabei ist verrückt: ohne die Sperrfrist von 18 Tagen! Man muss hingegen wieder zu einer Geschäftsstelle gehen. Dann fällt zwar das “Wegkratzen” weg, Zeit für den Besuch der Geschäftsstelle wird trotzdem benötigt. Auch das ist nicht der Sinn und Zweck einer digitalen Lösung!

Die digitale Vignette Österreich Einfachheit Pickerl

Für den normalen Bürger ist das nicht nachvollziehbar

Wenn derartige Lösungen die Zukunft widerspiegeln sollen, dann wird die Digitalisierung scheitern. Heute kann man per App ein Hotel buchen, ein Flug buchen, ein Bahnticket kaufen und muss keine 14 oder 18 Tage warten. Für die Benutzung der Autobahnvignette in der Zukunft anscheinend schon. Mit normalem Menschenverstand kann dies keiner mehr begründen.

 

Vorteile für Wechselnummernschilder

 Was in der Schweiz schon lange existiert, gibt es seit einiger Zeit auch in Österreich: Wechselnummernschilder. Auf ein Nummernschild können in der Schweiz zwei und in Österreich drei Fahrzeuge des gleichen Types zugelassen werden. Jedoch kann nur immer eines davon im öffentlichen Strassenverkehr gefahren werden. Mit der digitalen Vignette ist somit nicht mehr für jedes Fahrzeug ein eigene Vignette nötig, sondern nur für das jeweilige Nummernschild.

Kennen Sie auch solche Beispiele?

Wir sind der Meinung, das Leben sollte wieder einfacher werden.

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